21. Mai 2024 – Straßenstreckenvermessung in Deutschland am Scheideweg

Enden die Verfahrenswege der Straßenstreckenvermessung in Deutschland in einer Sackgasse?
Die Veranstalter von Wettkampfstrecken auf der Straße sind auf korrekt vermessene Lauf- und Geherstrecken angewiesen. Die Wettkämpfer dieser Wettbewerbe sind darauf angewiesen, dass diese Leistungen in die Bestenlisten der nationalen Verbände des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) übernommen werden.

Die hierfür erforderlichen Spezialisten sind die Straßenstreckenvermesser, die nach den internationalen Wettkampfregeln IWR die Strecken in ihrer Freizeit, bei Wind und Wetter, meistens ausgangs der Dunkelheit in der Morgenfrühe, auf dem Fahrrad im Verkehrsgemenge der Straßen und Wege vermessen, begleitet vom Veranstalter und Sicherheitskräften, damit dieses Unterfangen eine sichere Messfahrt ist. Die Messung funktioniert in der Weise, das ein auf einer Eichstrecke kalibrierter mechanischer Zähler (Jones-Counter), der am Vorderrad des Fahrrads montiert ist, die Länge der abgefahrenen Messstrecke ermittelt.

Die Straßenstreckenvermesser engagieren sich im Sinne des Fairplay im Sport und bieten diese selbstständige Leistung zum Wohle des Sports für ein vergleichsweise günstiges Honorar an.

Es ist eine Art Ehrenkodex, mit dem die aus den unterschiedlichsten Berufen stammenden und in der Regel der Leichtathletik verbundenen Vermesser, auf der Ideallinie des Wettkämpfers unterwegs sind, um in dem Wettkampfkorridor die Lauf- oder Geherstrecke auf dieser Ideallinie zu ermitteln.

Die Graduierung der Vermesser entscheidet über die Art der Anerkennung der Strecken. Der nationale Ausbildungslehrgang ist die Basisschulung (D-Grad). Im Rahmen von praktischen Vermessungen und Weiterbildungen erfolgt das Upgrade zum C-Grad Vermesser. Dieser kann in seinem Heimatland nationale Wettkampfstrecken bestimmen. Die Vorstufe in Deutschland ist hierzu die Qualifikation im Rahmen eines nationalen Lehrgangs mit der D-Grad Akkreditierung im Verband (es ist quasi die Lehrlingsstufe). Die international akkreditierten A- und B-Grad Vermesser verfügen über einen hohen Erfahrungsschatz von vielen und komplexen Vermessungsvorgängen, über fundierte englische Sprachkenntnisse und dürfen Vermessungen im internationalen Bereich weltweit bis zum olympischen Marathon durchführen.

In Deutschland sind seit den 80er Jahren die Straßenstreckenvermesser unterwegs, um Wettkämpfe wie z.B. die renommierten Marathonläufe in Berlin, Frankfurt, Hamburg, Münster und z.B. den Trierer Stadtlauf, Frauenlauf oder auch den Trierer Silvesterlauf zu vermessen. Die Bandbreite reicht vom großen Stadtmarathon mit Qualifikationszeiten für internationale Wettbewerbe, vom internationalen Elitelauf auf dem Gelände von adidas in Herzogenaurach bis zum ehrenamtlich durchgeführten Saarburger Stadtlauf über 10 Kilometer.

Die Vermesser-Organisationen sind weltweit sehr unterschiedlich aufgestellt. Es gibt eigene Gruppierungen, und auch die Leichtathletikverbände unterhalten Gruppen von Vermessern. Eines ist für alle gleich – das Regelwerk IWR. Die Vermesser sind alle gleichermaßen selbstständig und in eigener Verantwortung für die Dokumentation der Ergebnisse auf den Straßen und Wegen auf dem Fahrrad unterwegs.

Im DLV wurden die nicht in Verbandsrichtlinien manifestierten Abläufe vor etwa 25 Jahren auf neue Füße gestellt. Die in der höchsten Graduierungsstufe angelangten erfahrenen Geodäten Udo Brandt, Essen, und Karl Josef Roth, Konz, haben in dieser Zeit die Vermessung auf der Straße in Deutschland weiterentwickelt.

Von der Aus- und Weiterbildung, über die Prüfung der nationalen Messungen bis hin zu der Genehmigungsfähigkeit der Straßenstreckenprotokolle reicht das ausgereifte und weltweit gleichartige Verfahren. Es beinhaltet die Qualifizierung der Vermesser in der Weise, dass diese den Veranstaltern auch bei komplexen Streckenanordnungen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das in Deutschland praktizierte Verfahren der digitalen Dokumentation mit einheitlichen und für die Verbandsaufsichten lesbaren Formularen ist ein ausgereiftes und weltweit anerkanntes Prozedere.

Der DLV hat, ohne ausreichende Berücksichtigung der Argumente der vorgenannten Fachbereichsleiter, in die Autonomie der Honorarfestlegung der akkreditierten Vermesser eingegriffen, indem er hierzu einen Passus in seiner Gebührenordnung (GBO) Ende 2022 eingefügt hat. Die Kosten für Straßenstreckenvermessungen sollen ohne Berücksichtigung der individuellen Rahmenbedingungen pauschaliert werden. Eine hinreichende und plausible Begründung für diesen Schritt fehlt seitens des DLV; argumentativ werden die Vermesser in ihrer Funktion von den Verbänden als ehrenamtliche Kampfrichter angesehen.

In den DLV-Regularien ist der Straßenstreckenvermesser nicht verortet. Er ist aufgrund der fehlenden Bindung zum Verband ein externer Dienstleister, der einen Werkvertrag mit dem Veranstalter vereinbart. Und diese externe Dienstleistung darf ein Verband nach Auffassung der Gruppe der akkreditierten Vermesser in Deutschland nicht reglementieren.

Die Art und Weise, wie auf der Verhandlungsebene zwischen den widerstreitenden Parteien miteinander umgegangen wurde, hat dazu geführt, dass viele der akkreditierten nationalen Straßenstreckenvermesser ihre Tätigkeit für den DLV einstellen wollen. Die 14 international akkreditierten Vermesser sind im Rahmen ihrer Tätigkeit nicht von diesem Verfahren direkt betroffen, da die Genehmigungsebene im Falle von internationalen Protokollen bei World Athletics (WA) liegt. Sie fühlen sich aber der nationalen Gruppe solidarisch verbunden und stehen hinter der Forderung, dass der DLV die eingeführten Regularien in der GBO fallen lässt.

Es ist nach den Erfahrungen der Straßenstreckenvermesser nicht möglich, in mehr oder weniger festgezurrten Zeitkontingent von z.B. 8 Stunden für 10 KM, 12 Stunden für einen Halbmarathon oder 16 Stunden einen Marathon, einen fundierten Kostenvoranschlag für den Veranstalter zu erstellen. Hier spielen die individuellen Bedingungen vor Ort und die vom Veranstalter gewählten Streckenführungen eine erhebliche Rolle und können zudem den Dokumentationsaufwand erheblich in die Höhe treiben.

Eine Verhandlungsgruppe um die ehemaligen Fachbereichsleiter Brandt und Roth hat auch mit der anerkannten Gruppierung German Road Races (GRR) – Interessenvertretung von über 100 Laufstreckenveranstaltern in Deutschland – versucht, im wahrsten Sinne des Wortes die Kuh vom Eis zu holen, aber es sieht derzeit nicht nach einer Lösung aus.

Für die Veranstalter und die Wettkämpfer kann dies zu einem Desaster führen. Die qualifizierte Anerkennung von Rekorden auf nicht registrierten, aber eigentlich bestenlistenfähigen Strecken steht auf dem Spiel und kann zu einem Chaos in dem bisherigen Statistikgefüge führen. Die nächsten 5 Jahre werden zeigen, wie viele Strecken dann noch als Bestenlistenstrecken geführt werden.

Insbesondere ist hier zu bemerken, dass die überwältigende Mehrheit der akkreditierten Straßenstreckenvermesser in Deutschland sich uneingeschränkt solidarisch mit den ausgeschiedenen DLV-Fachbereichsleitern Brandt und Roth erklärt haben. Und das betrifft dann statistisch über 90% der in einem Jahr anfallenden Vermessungsprotokolle. Auch die Interessensvereinigung GRR reagiert mit Unverständnis auf das Verhalten des DLV.

Reaktionen einer Vielzahl von Veranstaltern zeigen deuten darauf hin, dass sie aus dem Meldesystem der Straßenstreckenveranstaltungen des DLV aussteigen und damit ihre Veranstaltungen nicht unter dem Dach des DLV anbieten wollen.

Sie möchten aber weiterhin uneingeschränkt die Leistungen der Straßenstreckenvermesser in Anspruch nehmen, um ihren Wettkämpfern qualitativ hochwertige und richtige Strecken und Längen anbieten zu können – und das selbstverständlich zu den bisher aufgerufenen transparenten Kostenstrukturen der verantwortlichen Straßenstreckenvermesser.

21.05.2024, Karl Josef Roth, Int. Straßenstreckenvermesser WA/AIMS [Grade A]

15. März 2024 – Die Website ist wieder in Teilbereichen erreichbar

Im Sinne des Fairplay im Sport ist die Gruppe der Straßenstreckenvermesser mit dieser Service-Seite für die Veranstalter und Wettkampfteilnehmer auf der Straße sichtbar und bietet weiterhin ihre Vermessungsleistungen an.
Wir erwarten von den nationalen Verbänden der Leichtathletik eine offene und direkte Kommunikation mit dem Sprecher der Gruppe Karl Josef Roth und dem neu gegründeten Orga-Team zur Problemlösung. Wir sind zu einer offenen Gesprächsrunde am Sitz des DLV in Darmstadt bereit.
Die Gruppe erwartet die Anerkennung und Akzeptanz des Straßenstreckenvermessers als selbstständigen Dienstleister:in für die Veranstalter von Straßenwettkämpfen.

04. März 2024 – Die Gruppe der akkreditierten Straßenstreckenvermesser will sich neu organisieren

Eine überwiegende Mehrheit der in Deutschland akkreditierten Straßenstreckenvermesser strebt unter den nicht nachvollziehbaren  Bedingungen der DLV-Gremien eine Neuorganisation im Rahmen einer unabhängigen Vereinigung an.
Die Gruppe ist weiterhin und sofort bereit, in einem auf Augenhöhe geführten Gespräch mit den nationalen Verbänden in Darmstadt die dringend notwendigen und erforderlichen Verfahrensschritte auszuloten. 

Die Veranstalter können die Dienstleistung wie bisher unter fairen Bedingungen im Sinne des Fairplay im Sport bei den Straßenstreckenvermessern anfordern und erhalten zeitnah nach IWR-Regeln eine örtliche Straßenstreckenvermessung und die für die Durchführung der  Veranstaltung erforderlichen Unterlagen.
Kontaktaufnahme: Webmaster

20. Februar 2024 – DLV stellt den Status des freiberuflich tätigen Straßenstreckenvermessers in Frage

Der Streckenvermesser für Wettkampfstrecken auf der Straße ist in den Statuten des DLV nicht verortet. Im Gegensatz zum Kampfrichter im DLV, für den es eine eigene KARI-Richtlinie gibt bis hin zu regelmäßigen Fortbildungsveranstaltungen (der KARI muss auch Mitglied über den Sportverein im DLV sein), ist der Streckenvermesser für diese Wettbewerbe seit Einführung der Internationalen Wettkampfregeln (IWR)  eine extern agierende Fachkraft, die im Rahmen von Ausbildungen bei nationalen Verbänden die dauerhafte Befähigung erhalten hat, diese Wettkampfstrecken für die Veranstalter nach IWR zu vermessen. Er ist auch für die Ergebnisse seiner freiberuflichen Tätigkeit voll verantwortlich und ist auf eigenes Risiko für den Veranstalter unterwegs und nur diesem Rechenschaft schuldig. 
Die deutschen nationalen Verbände sind hier anderer Auffassung und verorten die Streckenvermesser als Kampfrichter (im DLV e.V. und auch in der IWR gibt es hierzu keinerlei Zuordnungen). Dies ist grundlegend falsch und hat dazu geführt, dass die Gruppe der in Deutschland befähigten Streckenvermesser ihre Zusammenarbeit mit dem nationalen Verband (Anfertigung von genehmigungsfähigen Vermessungsprotokollen) in Frage stellt – siehe auch „offener Brief“ – s.u.. 

Karl Josef Roth, Sprecher der Gruppe der Streckenvermesser in Deutschland

 17. Januar 2024 – Offener Brief der Straßenstreckenvermesser an die Verantwortlichen im DLV

In einem offenen Brief am 21.12.2023 haben 69 der aktuell 75 akkreditierten deutschen Streckenvermesser ihren Unmut und Ablehnung der Beschlüsse der Mitgliederversammlung des DLV zur Regelung von Kostenvorgaben an die Auftraggeber „Veranstalter“ im Zusammenhang mit der Streckenvermessung geäußert.
Zitat: „Mit der Gebührenordnung greifen Sie in unsere grundgesetzlich geschützte Berufsfreiheit ein.“
Die Beschlusslage veranlasst die Gruppe, ihre Tätigkeit bis auf Weiteres einzustellen bzw. einzuschränken.

Diese Veröffentlichung ist eine Reaktion auf den auf der Website des DLV veröffentlichten News-Artikel „DLV schafft Kostentransparenz im Bereich der Streckenvermessung“.

Die Genehmigungsstelle des DLV ist seit dem Jahreswechsel vakant und kann aktuell vom DLV nicht mit einer für diese Tätigkeit qualifizierten Fachkraft besetzt werden (weltweit i.d.R. A- oder B-Grad Streckenvermesser).
Demzufolge werden aktuell keine anstehenden Wettkampfstrecken für die Bestenlisten in Deutschland vermessen bzw. national zertifiziert.

Die Forderung der Gruppe lautet:
1. Umgehende Rücknahme der Beschlüsse der MGV zum Thema „Streckenvermessung“
2. Schaffung von vertraglich vereinbarten Verfahrensregeln zur Streckenvermessung auf der Straße mit den von der Gruppe bestimmten Vertretern unter Nutzung des Know-How der bisherigen Fachbereichsleitung. 

Signal der Streckenvermesser an die Veranstalter und Wettkämpfern:
Bitte wenden Sie sich in unserem Sinne mit einer Beschwerde an den DLV und seine veranlassenden Stellen der Wettkampforganisation über die nicht haltbaren Zustände.

Mit dem Einlenken des DLV auf unsere Forderungen kann die Gruppe sehr zeitnah ihre Tätigkeit für die Wettkampfteilnehmer und Veranstalter in der gewohnten Qualität wieder umfassend aufnehmen.

Karl Josef Roth, Sprecher der Gruppe der Straßenstreckenvermesser in Deutschland